Im Rahmen des SPD Programmprozesses #DigitalLEBEN werden 100 Personen die folgenden 10 Fragen gestellt. Steffen Voß hat hierzu auf dem Blog des Arbeitskreises Digitale Gesellschaft der SPD Schleswig-Holstein eine Blogparade ins Leben gerufen, an der ich mich gerne beteilige:
In einer digitalen Welt zu leben, bedeutet für mich…
zunächst einmal, immer und überall Zugriff auf eine Vielzahl an Informationen zu haben und darauf aufbauend handeln zu können. Jederzeit über das Internet in der Wikipedia nachschlagen zu können ist dabei aber nur ein kleiner Teil der Möglichkeiten. Morgens geht erst einmal der Blick auf die Echtzeit-Reiseauskunft der Deutschen Bahn. Ich weiß so schon daheim in der Wohnung, ob mein Zug heute pünktlich ist, oder ob ich mir noch ein paar Minuten mehr Zeit lassen kann. Wenn ich dann im Zug sitze kann ich auf dem Smartphone sehen, ob ich in meiner Wohnung alle Fenster geschlossen habe. Zur Not kann ich dann immer noch per Smartphone-App den Rolladen herunterlassen, falls ich doch mal vergessen haben sollte das Fenster im Badezimmer nach dem Durchlüften auch wieder zu schließen.
Mein Computer ist für mich…
Welcher? Wir leben in einer Zeit, in der praktisch jedes technische Gerät mittlerweile ein Computer ist. Bei Smartphone, Tablet oder eBook-Reader ist das auch sofort ersichtlich. Und natürlich gibt es noch klassische Computer mit Tastatur und Bildschirm, aber das sind heutzutage meist nur noch klassische Arbeitsgeräte. Computer sind mittlerweile aber auch zum Beispiel das Telefon auf meinem Schreibtisch, der Kabel-TV-Receiver und der Fernseher im Wohnzimmer. Und durch Projekte wie z.B. Arduino und Raspberry Pi werden auch in Zukunft immer mehr Computer Einzug in unser Leben erhalten.
Fest steht aber, dass Computer heute an so vielen Stellen zum Einsatz kommen, dass sie aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken sind.
Wirklich gut! Die größte Chance durch die Digitalisierung ist…
Weltfrieden. Das passiert nicht von heute auf morgen aber letztendlich bietet die Digitalisierung doch die Chance, dass Bildung für jeden Menschen auf der Welt erreichbar wird. Und genau das ist die Grundvoraussetzung um extremen Positionen, diktatorischer Unterdrückung, Korruption und sinnloser Gewalt global entgegen treten zu können.
Bedrohlich! Wir müssen aufpassen, dass…
wir vor lauter Begeisterung über die neuen Möglichkeiten nicht verdrängen, was mit den über uns selbst vorhandenen Informationen geschieht. Viele Menschen priorisieren hier die Gefahren leider komplett falsch. Ein Unternehmen wie Google oder Facebook verdient mit den Daten seiner Nutzer Geld. Das tun sie, indem sie an Unternehmen Werbeplätze verkaufen, und diesen versprechen, die Werbung einer zuvor definierten Zielgruppe zu zeigen. Dabei bleibt die einzelne Person gegenüber den Werbekunden aber immer anonym. Und schon aus Selbstschutz dürften die Möglichkeiten, die Facebook oder Google für ihre eigenen Mitarbeiter bereithalten um auf diese Daten zuzugreifen so weit wie möglich beschränkt sein. Die Gefahr, dass ein Innentäter Nutzerdaten exportiert und zu Geld machen will, ist für diese Unternehmen existenzbedrohend.
Parallel schneiden amerikanische, britische aber auch deutsche Geheimdienste im Verborgenen den kompletten Internetverkehr mit und legen Datenbanken immensen Ausmaßes an, die – im Gegensatz zu Facebook und Co. – Daten über uns speichern, die nicht von uns selber eingegeben wurden. Sie analysieren diese Daten und erstellen Schlussfolgerungen ausschließlich aufgrund ihrer Datenbasis. Sinn und Zweck dieser Datenerfassung ist es somit, gerade möglichst viele Daten personifizierbar zu erhalten, um das umfassendste Persönlichkeitsprofil für jede einzelne Person zu erstellen. Nur so, besteht überhaupt eine Chance mit diesen Daten verlässlich arbeiten zu können. Das aber bedingt wiederum, dass es viele Personen gibt, die diese Daten sehr weitgehend abfragen können. So arbeiten bei der NSA allein ca. 40.000 Menschen, während die Daten von mehr als einer Milliarde Facebook-Nutzer in den Händen von gerade einmal rund 8.350 Menschen liegen. Und dass die Geheimdienste hierfür weitreichende Werkzeuge wie XKeyscore entwickelt haben ist ja durch die Enthüllungen von Edward Snowden weitläufig bekannt geworden.
Die Digitalisierung verändert mein Leben durch…
so viele Facetten, dass es auch hier schwer fällt, das auf ein paar Sätze zusammenzufassen. Denn für mich gesehen ist die Digitalisierung an sich nichts, was bevorsteht, sondern etwas was bereits seit Jahren die Rahmenbedingungen für mein Leben überhaupt schafft. Mein Beruf würde ohne diese Entwicklung gar nicht existieren, und wenn neue Technologien im Großteil der Bevölkerung ankommen, so habe ich diese meist schon seit längerer Zeit im Einsatz. Sei es beispielsweise das Lesen elektronischer Bücher, Fernsehen über das Internet, Heimautomation oder das Aufzeichnen von Aktivitätsdaten, um den eigenen Körper besser zu verstehen.
Chatten mit den Enkeln, Einkaufen per Mausklick, Arbeiten ohne feste Bürozeiten. Was bringt die Digitalisierung für Familien und Ältere?
Sie macht auf jeden Fall vieles einfacher und anderes überhaupt erst möglich. Gerade die einfache Bedienung moderner Tablet-Computer macht die Technologie sowohl für ganz junge als auch für ältere Menschen erlebbar. Ich halte es für einen nicht zu unterschätzenden Vorteil, wenn einem auch wenn man im Alter nicht mehr so mobil ist, immer noch das Internet und die dort vorhandenen Möglichkeiten offen stehen.
Programmieren in der Grundschule, das gesamte Faktenwissen der Welt in der Suchmaschine. Wie sollte Bildung der Zukunft aussehen?
Dass die Schulen mehr Hintergründe im Bereich der Informatik vermitteln müssen ist unbedingt notwendig. Natürlich ist ein Schulfach “Programmieren” eine überspitzte Forderung, denn nicht jeder und jede muss Zeiger-Arithmetik in C++ beherrschen, ein gewisses Grundverständnis muss aber schon da sein. Genauso, wie im Fach Mathematik ja auch die Herleitung des Satz des Pythagoras gelehrt wird und nicht einfach auf ein Mathematik-Studium verwiesen wird, falls man genauer wissen möchte, warum a2 + b2 = c2 ist.
Fächer wie Geschichte, Erdkunde und Biologie, die zumindest zu meiner Schulzeit weitestgehend aus Frontalunterricht und dem Auswendiglernen von Fakten bestanden, sind möglicherweise zukünftig nicht mehr so bedeutend.
Sicherlich unterscheidet sich der Unterricht in Grundschule und den weiterführenden Schulen heute aber auch heute schon stark von dem, was ich dort vor 20 Jahren mitbekommen habe. Und Baden-Württemberg ist mit dem Konzept der Gemeinschaftsschulen sicherlich auf dem richtigen Weg.
Aber Bildung hört nicht auf, wenn man das Abschlusszeugnis einer Schule in der Tasche hat. Wer 1995 Abitur gemacht hat ist heute gerade mal um die vierzig und hat in seinem ganzen Schulleben wahrscheinlich nichts vom Internet gehört (gleichwohl es das jetzt schon 45 Jahre gibt). Und noch mehr gilt es, dass auch die ältere Generation hier nicht abgehängt werden darf.
An jedem Ort arbeiten können und ständig erreichbar sein. Was bedeutet das für Arbeit im Digitalen Zeitalter?
Zunächst einmal eine gewisse Spaltung in der Gesellschaft. Ein Arbeiter beim Daimler am Band, eine Kassiererin im Supermarkt, eine Krankenschwester oder ein Altenpfleger – sie alle können das schon mal nicht. Ich halte es zudem für gefährlich, das als neue zukünftige Form der Arbeit hochzustilisieren, denn wenn ich an jedem Ort der Welt arbeiten kann, dann könnte genauso gut einer der anderen sieben Milliarden Menschen auf dieser Welt meinen Job von seinem Küchentisch aus übernehmen.
Dennoch ist es – auch gerade für mich als ICE-Surfer – ein schönes Gefühl auch mal unterwegs arbeiten zu können und so zeitlich flexibler zu sein. Das ermöglich es dann auch mal spontan Termine wahrzunehmen, die ich sonst verpassen würde. Aber – schon auch weil das niemals für alle Beschäftigten gelten kann – kann man diese gewonnenen Freiheiten nicht mit Betreuungsangeboten für Kinder aufrechnen.
Was müssen wir im digitalen Zeitalter tun, damit unsere Wirtschaft erfolgreich bleibt?
Innovation ist hier sicherlich ein Stichwort, dass hierzu immer ins Feld geworfen wird. Auch von mir. Wir müssen begreifen, wie wir aus den neu entstehenden Themenfeldern Wachstum schaffen können. Das ist notwendig, denn auch die Industrie in Deutschland und Europa wird mittelfristig durch die Digitalisierung Disruptionen erfahren.
Was passiert, wenn der Automobilabsatz auf der Welt zurückgeht, da bedingt durch den technischen Fortschritt selbstfahrende Autos verbreitet sind? Vermutlich wird irgendwann jedes Auto, dass weniger als 30.000 km im Jahr zurücklegt unwirtschaftlich, da es günstiger ist, es durch selbstfahrende Taxis zu ersetzen, die man mit einer Smartphone-App bestellen kann, wie es auch heute schon bei myTaxi oder Uber für Fahrzeuge mit Fahrer möglich ist.
Welche Auswirkungen hat es auf die Maschinenbauindustrie, wenn der 3D-Druck sich dermaßen schnell weiterentwickelt, wie er es in den letzten Jahren tat?
Die Digitalisierung schafft Chancen und birgt Risiken. Von der SPD erwarte ich, dass…
sie begreift, dass nicht alles reguliert werden muss, was reguliert werden kann, und auch nicht alles überwacht werden muss, was überwacht werden kann. Dass man auch mal unkonventionelle Dinge ausprobieren muss und dass sie dennoch dafür sorgt, das niemand von der Digitalisierung abgehängt wird. Die Vorteile die aus der Digitalisierung entstehen müssen allen Menschen – insbesondere unabhängig von Einkommen oder sozialem Stand – offen stehen.