Knapp einen Monat ist es nun her, dass mein Vater mir gesagt hat, dass ich nicht sein leibliches Kind bin. Inzwischen habe ich den Schock darüber einigermaßen verdaut. Und einiges ist seitdem passiert.
Zunächst war es für mich wichtig, mich über das Thema Samenspende umfassend zu informieren. Dabei stößt man unweigerlich auf den Verein Spenderkinder, der bereits seit gut 10 Jahren die Sicht der entstandenen Kinder auf „Samenspende“ und andere Formen der Familiengründung repräsentiert und andere Spenderkinder, Menschen mit Kinderwunsch und Spender über die rechtlichen Rahmenbedingungen, psychologischen Herausforderungen und ethischen Fragestellungen dieser Arten der Familiengründung sowie über den bestehenden rechtlichen Handlungsbedarf informieren.
Wer mein leiblicher Vater ist, interessiert mich eher weniger. Inzwischen dürfte dieser – wenn er überhaupt noch lebt – auch schon über 70 Jahre alt sein. Aber meine Neugier, ob es da noch andere “Kinder” gibt, war dann doch da. Und mittels der inzwischen möglichen genetischen Analyse kann das ja auch bestimmt werden.
Auf der Spenderkinder-Seite wird der DNA-Test Family Finder von FamilyTree empfohlen, den ich mir dann auch gleich bestellt habe. Doch der Versand aus den USA nach Deutschland und der Rückversand der DNA-Probe wieder in die USA verzögern hier natürlich enorm. Dazu kommt, dass die Tests dort wohl in größeren Batches durchgeführt werden. Inzwischen ist mein Test dort angekommen, ein Ergebnis soll aber frühestens in ca. vier Wochen vorliegen.
Parallel habe ich mir bei Amazon auch noch den DNA-Test von Ancestry bestellt. Amazon-üblich war der bereits am nächsten Tag (am 15. August) bei mir in der Post. Dieser Test ist aufwändiger als der Test von Family Tree, da hier nicht nur mit einem Wattestäbchen die Wangeninnenseiten abgewischt werden, sondern ein paar Milliliter Speichel in ein Röhrchen gespuckt werden müssen. Das ist gar nicht so einfach, wie es sich anhört, da einem die paar Milliliter schier unendlich vorkommen. Der Ancestry-Test wird in ein Labor nach Irland geschickt, was zudem auch noch schneller geht als der Versand in die USA. Bereits am 3. September (also am Dienstag letzter Woche) lag dann das Ergebnis von Ancestry vor.
Alle, die die Überschrift gelesen haben wissen natürlich schon, was herausgekommen ist. Ich habe eine Halbschwester, die den selben leiblichen Vater hat wie ich. Sie ist ein gutes halbes Jahr älter und lebt mir ihrer Familie ebenfalls in Baden-Württemberg. Gestern haben wir uns nun zum ersten Mal getroffen und ich bin immer noch begeistert. Vermutlich geht es jedem kleinen Bruder so, aber ich denke, ich hab die beste große Schwester der Welt.